Geld und Wirtschaft

Geld und Wirtschaft

Mit einigem Zögern gehe ich des anläßlich bundesdeutschen Wirtschaftsniederganges doch noch auf dieses Thema ein. Es handelt sich bei der Talfahrt doch keineswegs, wie uns der SPD-Kanzler  glauben machen will, um eine Folge der Rezession der Weltwirtschaft. Bezeichnenderweise müssen auch die SPD-Genossen zähneknirschend eingestehen, daß sich sie nur noch mit einer Politik an der Macht halten können, deren Grundsätze dem "Neoliberalismus" näher stehen als der so lieb gewonnenen sozialistischen Ideologie.

Hast du einmal das Rechte getan
Und sieht ein Feind nur Scheeles daran,
So wird er gelegentlich, spät oder früh,
Dasselbe tun, er weiß nicht wie.

Johann Wolfgang v. Goethe

Aber was da an marxistischen Ungereimtheiten jahrzehntelang eingehämmert wurde, das läßt sich nicht so leicht aus den Köpfen entfernen, vor allem nicht aus denen einer Lehrerschaft und überzähliger Akademiker, die sich selbst aus dem Berufswettbewerb fernhalten konnten. Mit dem Vertrauen gegenüber den Politikern ist auch das Vertrauen gegenüber dem Staat dahin, das ohnehin durch das Desaster mit dem Führerstaat spätestens nach 1945 einen Tiefschlag erhalten hatte. Wenn heute ein Manchester-Kapitalismus angeklagt wird, der ohne die Konkurrenz der sozialistischen Staaten, sich nun rücksichtslos der ganzen Welt bemächtigen könne, so sei den Sozialisten entgegengehalten, daß sie selbst für eine Weltdiktatur eintreten, in der nicht einmal mehr einen Bruchteil der im kapitalistischen System noch beachteten Menschenrechten garantiert wird. Ich muß immerfort wiederholen, daß mir lieber ist, daß ich aus Not gezwungen werde, gegen Entgelt einem mir gegenüber vielleicht arrogant auftretenden Reichen die Schuhe zu putzen (ich kann es nämlich dann auch dem einen oder anderen unliebsamen Kunden gegenüber auch lassen), als von einem sozialistischen Funktionär mit einem Fußtritt gezwungen zu werden, seine Stiefel zu küssen. Geldherrschaft ist auf jeden Fall menschlicher als eine Befehlsherrschaft.

Gerade dieser Tage konnte man wieder erleben, wie bei den roten Grünen und Sozialdemokraten die Wiedereinführung der Vermögenssteuer (auf "hohe" Vermögen! , versteht sich) beklatscht und bejubelt wird, obwohl jeder Vollsinnige wissen müßte, daß damit dem doch angestrebten Wirtschaftsaufschwung ein Bärendienst erwiesen wird und der Staatskasse ebenfalls: die dank Steuerabsenkung hoffentlich in Deutschland wieder verdienten hohen Vermögen werden dann eben ins Ausland verbracht. 

Egmont. Glaubst du, daß du sie alle reichen wirst? Hört man nicht täglich, daß die Furcht sie hie und da hin, sie aus dem Lande treibt? Die Reichsten werden ihre Güter, sich, ihre Kinder und Freunde flüchten, der Arme wird seine nützlichen Hände dem Nachbarn zubringen.
Alba. Sie werden es, wenn man sie nicht verhindern kann...

Johann Wolfgang v. Goethe 

Aber in dieser Art von Demokratie (soll man schon sagen der Straße? oder "nur" der periodischen Repräsentantenwahl im Proporz der Gruppeninteressen?) setzt man eben erfolgreich auf den Neidkomplex.

Mephistoteles. Studierzimmer.
Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt.
Beliebt' s Euch, überall zu naschen,
Im fliehen etwas zu erhaschen,
Bekomm' Euch wohl, was Euch ergetzt.
Nur greift mir zu und seid nicht blöde!

Johann Wolfgang v. Goethe


Fast alles spricht für PLURALITÄT auch hinsichtlich der Vermögensverteilung, sofern ein Lebensstandardminimum auch für die Ärmsten gewahrt werden kann. Satte Massen sind schwer in Bewegung zu setzen, es sei denn zum vergnügten Lynchen von Opfern, die sich immer genau so finden lassen wie Vorwände. Wo es keine Reichen gibt, da gibt es gewiß die größte Armut; ob die dann leichter zu ertragen ist, das sollen die Betroffenen entscheiden.

Dem Hilfbedürft' gen immerdar bereit.
J.
Und du versprichst: es gilt für alle Zeit?
R.
Jetzt heiß' ich Rom, dann heiß' ich Menschlichkeit.

Johann Wolfgang v. Goethe

Wenn dem Umstand gegengesteuert werden kann, daß die Ärmsten in der Welt zahlreiche Kinder nötig haben, um im Alter versorgt zu sein, dann müssen wir mit Macht hier durch Versorgungsgarantien entgegenwirken und die globale Bevölkerungsexplosion als eines der Hauptübel unseres Zeitalters stoppen. Wenn diese Aufgabe in der Menschheitsgeschichte teilweise unter schwersten Opfern gelang, so muß dies heute bei den zur Verfügung stehender modernen Empfängnisverhütungstechniken erst recht möglich sein. Lieber ein wahrscheinlich Vielfaches menschlicher Gesamtbevölkerung, von denen nur ein Bruchteil zur gleichen Zeit lebt, unter lebenswerten und menschenwürdigen Bedingungen als ein kurzes Strohfeuer sich selbst gegenseitig und ihre eigenen Lebensgrundlagen vernichtender Massen.

Wie können wir eine Geldwirtschaft lebenswerter und menschlicher gestalten? Den Vorteil der Geldwirtschaft gegenüber dem Naturalien-AUSTAUSCH bestreiten nicht einmal die Sozialisten. Aber unter öffentlicher Förderung verbreiten sie sich in Marx' scher Lesart über die Verderbtheit, dem Geld außer der Funktion als Tauschmittel noch diejenige einer selbständigen Ware zuzubilligen. Tatsächlich wurde von den drei Buchreligionen (Judentum, Christentum und Islam) das Zinsnehmen unter Verbot gestellt. Als Erwerbsmittel blieben noch Eigentum, Erbschaft oder Schenkung und Arbeit. Und wirklich ergab sich aus diesem Verbot die Überlebensmöglichkeit des jüdischen Volkes, bei Intelligenz und Händlertradition die Bank- und Geldgeschäfte bei den Ungläubigen zu übernehmen, die ja nicht als vollwertige Menschen unter dem Schutz des eigenen, des jüdischen, Glaubens standen. Das Bank- und Handelshaus der Fugger ging sogar über "die Fuggerei" in die deutsche Sprachgeschichte ein. Im Islam gingen Bankhäuser zur Umgehung des Zinsverbotes dazu über, die vom Kreditbedürftigen gewünschten Güter zu kaufen und sie dann unter Risikoaufschlag auf den Kaufpreis zu verleihen, um nur ein Beispiel einer erfolgreichen Umgehungsstrategie zu nennen. Für das christliche Mittelalter sei an die Variante der Lehensgütervergabe erinnert, um den Obrigkeiten "arbeitsloses" Einkommen zu sichern. (Verteidigt mußte es immerhin werden.) Die Verfechter des "Freigeldes" lassen sich davon nicht abschrecken, den Wohlstand der Städte im Mittelalter auf das Verbot des Zinsnehmens zurückzuführen. Ja sie stützen sich auf einen flüchtigen lokalen Wirtschaftsaufschwung durch das lokale Notgeld 1919-1923 und später während des Geldwertverlustes durch Inflation.

Forum: Freiwirtschaft-alternatives Wirtschaften

erstellt am 17.11.2003 / 22:29 Autor : Exnev Admin (ich bitte den Autor um Genehmigung oder kurze Mitteilung, da mir eine Verbindungsherstellung nicht gelang; inzwischen wurde mir die Genehmigung dankenswerterweise erteilt.)

Das Experiment von Wörgl zeigt, was eine Geldreform bewirken kann und das sie nicht nur graue Theorie ist.

Es war einmal - so beginnen alle Märchen, und es klingt tatsächlich wie ein Märchen: Es war einmal in der kleinen Stadt Wörgl ein Eisenbahner, genauer gesagt ein Lokomotivführer, der 1931 zum Bürgermeister gewählt wurde. Michael Unterguggenberger stammte aus einer
Tiroler Kleinbauernfamilie. Er mußte mit zwölf Jahren die Schule verlassen, um in einem Sägewerk als Hilfsarbeiter ein paar Kreuzer zu verdienen, um so zum Unterhalt der Familie beizutragen. Doch er wollte nicht Hilfsarbeiter bleiben und trat mit 15 bei einem Mechanikermeister in Imst in die Lehre. Das Lehrgeld — das man damals dem Meister bezahlen mußte — sparte er Heller um Heller, einen Teil zahlte er erst als Geselle ab. Den Gesellenjahren folgten die Handwerksburschen-Wanderjahre, über den Bodensee nach Wien, Rumänien und Deutschland. Auf diesem Weg lernte der aufgeschlossene Handwerksbursche die Gewerkschaft kennen und die Konsumgenossenschaft - die ersten Formen proletarischer Gemeinschaft.

Der 21jährige Unterguggenberger entscheidet sich für eine Anstellung bei der Eisenbahn und wird in den Bahnknotenpunkt Wörgl versetzt. Trotz guter Arbeit und ehrgeizigem Streben gibt es für ihn kein Weiterkommen - denn er ist Sozialdemokrat und aktiver Gewerkschafter. Als solcher wird er 1912 in die Personalkommission der österreichischen Staatsbahnen als Vertreter für die Gruppe >Diener im Lokomotivfahrdienst des Dienstbezirks Innsbruck< entsandt. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde er Gemeinderat, dann Vizebürgermeister, und im Jahr 1931 wurde er Bürgermeister der 4216 Einwohner zählenden Stadt Wörgl.

Über die weltweite Wirtschaftskrise der zwanziger und dreißiger Jahre sind Dutzende Bücher geschrieben, Hunderte Untersuchungen angestellt worden. Es war die bitterste Not der Arbeitslosigkeit - in Deutschland hat sie die Erfolge Hitlers maßgeblich begünstigt.

Während im Bahnknotenpunkt Wörgl im Jahr 1930 noch 310 Eisenbahner in Arbeit waren, waren es im Jahr 1933 nur noch 190. Die Arbeitslosen bestürmten ihren früheren Kollegen, den sie zum Bürgermeister gemacht hatten, um Hilfe.

Doch was sollte dieser tun? Nicht nur unter den Eisenbahnern wuchs die Arbeitslosigkeit. Große Industrien gab es dort nicht, und die Zwergbetriebe der Stadt und der Umgebung bröckelten ab, die Zahl der Arbeitslosengeldempfänger stieg. Auch stieg die Zahl der >Ausgesteuerten<
1932 waren es 200 — die von der städtischen Armenfürsorge betreut werden mußten.

Michael Unterguggenberger stand dieser Katastrophe zwar ratlos, aber nicht untätig gegenüber. Die g'scheiten Leut' - dachte er -, die so viele Bücher geschrieben haben, die müßten doch Rat wissen! Er studierte Karl Marx, fand dort den Namen Pierre Joseph Proudhon als Verfasser von, >System der wirtschaftlichen Widersprüche< und fraß sich durch dieses Werk. Vergeblich! Erst als ihm Silvio Gesells
>Natürliche Wirtschaftsordnung< in die Hände fiel, kam ihm der rettende Gedanke. Er las und las, manche Seite zwei- und dreimal, bis er glaubte, die Antwort auf seine Fragen gefunden zu haben. Da bei Unterguggenberger der Wille zum Helfen das Entscheidende war, entwarf er ein Hilfsprogramm.

Vor allem sprach er mit jedem Mitglied des Gemeinderats und jedem Mitglied des Wohlfahrtsausschusses: einzeln, bis er glaubte, sie von seiner Idee überzeugt zu haben. Dann berief er eine Sitzung ein und sagte: Wir haben 400 Arbeitslose in unserer kleinen Gemeinde, davon über 200 Ausgesteuerte; im Bezirk beträgt die Zahl der Arbeitslosen mehr als 1500. Unsere Gemeindekasse ist leer. Unser einziges Guthaben sind Steuerrückstände für das Jahr 1931 in der Höhe von 118.000 S aber wir können keinen Groschen hereinbringen; die Leute haben einfach kein Geld. Wir schulden der Sparkasse der Stadt Innsbruck 1.300.000 S, und wir können die Zinsen dafür nicht zahlen. Wir schulden der Landesregierung und dem Bund Geld, und da wir nicht zahlen, können wir auch von ihnen keine Gemeindeanteile bekommen. Die Gemeindesteuern brachten im ersten Halbjahr ganze 3000 S. Die Lage unserer Gemeinde wird immer schlimmer, da niemand Steuern zahlen kann. Nur die Zahl der Arbeitslosen steigt und steigt.

Dann unterbreitete der Bürgermeister seinen Plan des >Schwundgeldes<.

Der Umlauf des Geldes, das die Nationalbank herausgibt, ist zu langsam, man müßte den Geldumlauf beschleunigen. Die Beträge müßten ihren Besitzer rascher wechseln, das heißt, das Geld muß wieder zum Tauschmittel werden. Natürlich dürfen wir dieses Tauschmittel nicht >Geld< nennen, das ist nicht erlaubt. Wir nennen es >Arbeitsbestätigung<. Solche Arbeitsbestätigungen wurden nun in der Höhe von 1 S, 5 S und 10 S beschlossen. (Man beachte die kleine Zahl, die damals schon >Lohn< bedeutete.) Die bange Frage war: Werden die Kaufleute das Geld wirklich in Zahlung nehmen?

Nun setzt ein wichtiges Kapitel unseres Märchens ein: Die Arbeitsbestätigung wurde an Zahlungsstatt genommen, der Hausherr nahm sie für die schuldige Miete, der Kaufmann nahm sie und sagte noch "Danke schön, kommen Sie bald wieder!"

Vor allem begann die Gemeinde mit den notwendigsten Arbeiten. Das erste Bauvorhaben wurde am 11. Juli 1932 begonnen: Kanalisierung eines Stadtteils, überfällige Straßenarbeiten, Asphaltierung der Hauptstraßen. Kostenpunkt: 43.386 S, die nun zum Teil als Löhne in die Bevölkerung zurückflossen. Für den Bau einer Schisprungschanze wurden 500 Arbeitsschichten geleistet, eine Notstandsküche wurde eingerichtet, Kostenpunkt: 4000 S usw. Für ein Viertel der Arbeitslosen gab es wieder Brot; Familien, in denen alle Erwachsenen arbeitslos waren, wurde das Los sehr erleichtert.

Die Lohnauszahlung erfolgte ausnahmslos in Arbeitsbestätigungen. Sie wanderten von der Gemeinde zum Baumeister, von diesem zum Arbeiter, vom Arbeiter zum Bäcker, zum Fleischer, zum Friseur usw. Die Verwaltung der Arbeitsbestätigungen war Sache der Gemeinde, sie konnten aber auch beim Spar- und Darlehensverein der Stadt Wörgl gekauft und gegen normales Geld verkauft werden.


Warum aber wurde er "Schwundgeld" genannt? Nun, es wurde eine monatliche Entwertung von 1% beschlossen, das heißt von 12% jährlich. Für dieses eine Prozent mußte der Besitzer der Arbeitsbestätigung eine Marke kaufen - also 1 Groschen, 5 Groschen oder 10 Groschen, die am Monatsanfang auf die Arbeitsbestätigung aufgeklebt werden mußte. Fehlte diese Marke, so war der Schein um 1 % weniger wert.

Ein weiteres Kapitel unseres Märchens: Die Bank verlangte für ihre Leistungen im Dienste des Arbeitsbestätigungsverkehrs keine Gebühren, aller Gewinn floß in die Gemeindekasse. Von den Eingängen verlieh außerdem der Spar- und Darlehensverein Darlehen an vertrauenswürdige Kreditnehmer zu dem (märchenhaften) Zinsfuß von 6%, den sie nicht behielt, sondern auch der Gemeindekasse zufließen ließ.

Die Kunde von der Sanierung der Gemeinde Wörgl sprach sich in der Welt herum. Wörgl wurde eine Art Wallfahrtsort für Volkswirtschaftler. Sie fanden die Vorzüge des Schwundgelds enorm, denn es machte das Hamstern von Geld unsinnig, der Sparer trug es auf die Sparkasse. Da es nur im Ort Gültigkeit hatte, wurden hier auch die größeren Einkäufe getätigt, man fuhr nicht mehr nach Innsbruck einkaufen.

http://www.freigeld.de.vu/

Man kann hieraus die Lehre ziehen, daß die Menschen in der Not ihre Kräfte mobilisieren; eine weitere öfters zu machende Erfahrung ist die, daß unter traditionell verankerter Ethik im Bereich einer Gemeinde sich gegenseitige Verläßlichkeit und Hilfsbereitschaft eine zeitlang durchhalten lassen; in Kriegs- und Nachkriegszeiten wäre sonst oft ein Überleben nicht möglich. Es liegen hierin Argumente gegen das großstädtische Leben, das die gegenseitige Gleichgültigkeit und Krisenanfälligkeit der Menschen erhöht. Wir verfügen aber nicht über den Raum, um ohne weiteren Schaden für die Natur die Großstädte wieder in Dorfgemeinschaften aufzulösen. Aus dem zitierten Forumbeitrag geht bereits hervor, daß gar nicht daran gedacht war, über dieses Schwundgeldsystem etwa eine Alterssicherung aufzubauen. Die Leute von Wörgl konnten sich ja Vieh kaufen und dieses an Stelle einer Altersrente züchten. Es gibt auch noch heute vereinzelte ländliche, privat geleitete Raifeisenbanken, die auf gegenseitiger Vertrauensbasis und persönlicher Bekanntschaft aufbauend, sehr viel günstigere Kreditbedingungen gewähren aber auch Zinsen auf Spareinlagen. Die Aufgabe der finanziellen Altersabsicherung ist aber in einem größeren Staatswesen so nicht flächendeckend zu lösen, denn ein zinsloses Umlaufgeld verliert durch Horten ja ständig an Wert. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, daß in einem modernen Industriestaat hohe Investitionssummen nachgefragt werden. Investitionen sind oft mit einem erheblichen Risiko verbunden, das auch ein Sparer nicht so ohne weiteres eingehen kann. Mit verzinstem Geld können bei entsprechender Risikostreuung die Verluste mit einiger Wahrscheinlichkeit aufgefangen, ja sogar Gewinne erzielt werden. Dank der Automatisierung in Industrie und Wirtschaft hat sich der Wert der Arbeit dahingehend verschoben, daß der Erfolg einer industriellen Fertigung wesentlich vom Einsatz, der Übersicht und Planung des Unternehmers abhängt und die noch wesentlichen Ingenieurleistungen oftmals sogar in freiberuflicher Tätigkeit, also durch Subunternehmer, erbracht werden können. Bei entsprechendem Druck und Zwang könnten in steigendem Maße ungelernte oder wenig ausgebildete Arbeitskräfte völlig eingespart werden. Die zu Marx' Zeiten noch einleuchtende Konstruktion des durch den Einsatz der Arbeiter erzeugten "Mehrwertes", den sich der Unternehmer aneignet, ist damit weitgehend außer Kraft gesetzt. Über die sozialen Rechte aller kann sogar von einer Ausbeutung des Unternehmers durch die Bürgerschaft gesprochen werden, wenn dieser nicht einen im Vergleich zum Durchschnittseinkommen überproportional höheren Gewinn erzielt. Wenn ich mich nicht auf den "Generationenvertrag" verlassen und damit von anderen abhängig machen will, so muß ich für mein Alter genügend zurücklegen. Voraussetzung für ein wirksames Sparen aber ist die Währungsstabilität, das Ausbleiben einer Katastrophenhäufung und vor allem von Krieg und Bürgerkrieg.

Man kann nicht leugnen, daß nicht seit den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend für eine derartige Destabilisierung gesorgt werde. Unter dem Versprechen der Währungsstabilität unter der Regie der unabhängigen Notenbank hat die Regierung für die Währungsumstellung von der DM zum Euro geworben; sie selbst, im Verein mit Frankreich (beides "sozialistische" Regime), aber haben die Maastricht-Kriterien einer Staatsverschuldung unter drei Prozent des Bruttonationaleinkommens verletzt und die dafür vorgesehen Vertragsstrafen gegen ausdrücklichen Rat der Zentralbank erst kürzlich umgangen. *)

Daraus ist der Schluß zu ziehen, daß eine Geldwertstabilität und verläßliche Absicherungen der finanziellen Lebensgrundlagen auch fürs Alter nur dann erreicht werden können, wenn die Zentralbank unabhängig von der Politik entscheiden und letztere in die Pflicht nehmen kann. Im biotelen System wäre deshalb die Zentralbankfunktion ein gutachtergesteuerter Teil des Kontrollkörpernetzes. Nur so könnte den Bürgern auch die Angst vor der Abschaffung des Bargeldes und dessen Ersatz durch Chipgeld genommen werden, weil dann die Geldumsatzdaten der Computer bei der Kontrollkörperinstanz unter vertrauenssicherndem Verschluß stünde. Eingriffe in den Geldumsatz erfolgten grundsätzlich nur über die Gesetzgebung, diejenige der Regierung unterläge dabei der biotel-gutachterlichen Kontrolle, so daß etwa lebenssichernde Mindesteinkommen nicht besteuert werden könnten. Jede biotel gutachterliche vorgeschlagene Maßnahme unterläge direktdemokratisch der Möglichkeit des Mehrheitsvetos aller Betroffenen.

Es muß betont werden, daß unter rechtsstaatlichen Voraussetzungen mittels der heutigen technischen Möglichkeiten unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit gesichert werden kann, daß ohne vorherige Einwilligung der Datenquelle nur dann mit einer Person in Verbindung zu bringende Daten herausgegeben werden können, wenn gesetzlich anerkannte Interessen anderer berührt werden. Wenn nicht vorrangige öffentliche Interessen berührt werden, so muß auch hier die Datenweitergabe dem Quellenträger mitgeteilt werden, womöglich im Voraus, um etwaige Einwände prüfen zu können. Für jede Datenherausgabe ist in jedem Einzelfall die Urteilsübereinstimmung zweier unabhängiger Gutachter Voraussetzung. Damit wären Daten in Zukunft weit stärker geschützt als heute; etwa könnten Verkaufs- oder anderen Rechtsgeschäften in vielen Fällen über Chiffre abgewickelt werden. Selbst die Warenlieferung eines Kaufhauses müßte dann über die Adressenvermittlung des Kontrollkörper-Büros abgewickelt werden können.
Was heute jedoch unter "Datenschutz" verstanden wird, ist in Wirklichkeit häufig eine Datenvernichtung großen Umfanges. Ich nenne als Beispiel die Strafregisterlöschung oder die Vernichtung von Krankenunterlagen. Für die zukünftige wissenschaftliche Forschung und damit auch für die Zukunft der Menschheit können umfangreiche Datensammlungen von großer Bedeutung werden und zwar auch diejenige solcher Daten, deren Wichtigkeit von uns heute noch gar nicht erkannt wird. Die Mehrfachablage von Daten in großer räumlicher Entfernung wäre anzustreben und ein zuverlässiger Datenvernichtungsmechanismus bei ungesetzlichen Eingriffen von außen oder lokalem Wegfall der rechtsstaatlichen Kontrolle einzurichten.

Ich habe das Thema "Chipgeld statt Bargeld?" deshalb in den Mittelpunkt gestellt, weil ich die alle damit beschäftigten Kreise offensichtlich einer Denkblockade gegenübersehe. Auch die regierungsamtlich geförderten, sprich: finanzierten, Untersuchungen gehen davon aus, daß auch das Chipgeld anonym gehandhabt werden müsse, sobald es in breiterem Umfange die Funktion von Bargeld übernehme. (Daß damit die Zentralbank entmachtet und die politische Macht gänzlich und auch öffentlich in die Hände der Wirtschaft gelegt wäre, verurteilte diese Untersuchungen von vornherein zur Bedeutungslosigkeit. Denn die Zentralbank könnte kein Geld drucken lassen, wenn es ausschließlich Chipgeld gäbe, und auch dessen Menge nicht mehr bestimmen, wenn man infolge Anonymität des Chipgeldes nicht wüßte, wo es sich gerade befindet, ja weil es auch gegen von der Wirtschaft ausgegebene Werte von der Politik unkontrollierbar ausgewechselt, d. h. konvertiert, werden könnte.) Also beläßt man es beim Alten:

Die Verfügung über Bargeld wird als eine Bastion der Freiheit verteidigt und als solche überhaupt nicht in Frage gestellt; man meint in Kauf nehmen zu müssen, daß Bargeld ein sicherer Schlupfwinkel der meisten Verbrechen ist. Der Freiraum für die eigenen kriminellen Neigungen, auch wenn sie sich vermutungsweise nur in kleinsten Übervorteilungen anderer äußern könnten, wird als "Hort der Freiheit" mit Zähnen und Klauen verteidigt. Da darf eine unvoreingenommene Untersuchung über Vorteile und Risiken erst gar nicht zugelassen werden.

Ursprünglich reinen Sinn
Laß dir nicht rauben!
Woran die Menge glaubt,
Ist leicht zu glauben.

Natürlich mit Verstand
Sei du beflissen;
Was der Gescheite weiß,
Ist schwer zu wissen.

Johann Wolfgang v. Goethe

Wenn ich gegen letzteren Diskursstandpunkt — nämlich den, daß nur Bargeld Freiheit für alle verbürgen könne — Stellung beziehe, so doch vor dem Hintergrund, daß ich die Allmacht jeder Regierung, auch die einer demokratisch gewählten, in Frage stellen möchte. Gegenüber einer allmächtigen Regierung (die parlamentarische Gesetzgebung wird inhaltlich in diese meiner Bezeichnung als Regierungsgesetzgebung bloß aus Abkürzungsgründen mit einbegriffen), die sich der Justiz über den Hebel der uneingeschränkt positivistischen Gesetzgebung so ziemlich frei bedient, ist die Sorge und Abwehr der Kritiker rückverfolgbarer Chipgeldbewegungen voll verständlich und wird auch von mir geteilt. Dies um so mehr als eben diese Regierung wegen der Anonymität des Bargeldes äußerst korruptionsanfällig ist.

Ich versuche zur Diskussion zu stellen, ob dies Korruptionsanfälligkeit auch demokratischer Politiker eben durch die Aufhebung des anonymen Bargeldes nicht auf ein Minimum beschränkt werden könnte, wodurch ein wesentlicher Schritt in Richtung Ehrlichkeit und Rechtsstaatlichkeit getan werden könnte. Ohne die Einrichtung einer bei klarer Sachlage entscheidungsfähiger unabhängiger Gutachteneinrichtung (Kontrollkörper) ist ein verläßlicher Umgang mit auch sensiblen Daten, wie solche über alle Geldbewegungen, nicht zu verantworten. Wobei zur Unabhängigkeit der Gutachter auch gehört, daß sie ihr Urteil jeweils verantwortlich einzeln und nicht im Gremium abgeben und nicht namhaft gemacht werden können. Gelingt aber dies, was erst nach dem angestrebten Modellversuch entschieden werden könnte, so böte die Abschaffung des Bargeldes einer rechtsstattlichen Entwicklung ungeahnte positive Entfaltungsmöglichkeiten.

Unter den vielen Vorteilen sei der Wegfall des Teiles der Schwerkriminalität gegen Leben, Gesundheit und Freiheit genannt, der auf Gelderwerb abzielt: wie Bankraub, Überfälle auf Geldtransporter, die meisten Fälle von Kidnapping und Raubüberfällen, ja auch von Einbrüchen und Plünderungen. Alle diese Verbrechen basieren zumindest in wohlhabenderen Ländern ja auf der Möglichkeit eines Bargeldumtausches zumeist unter Hehlerei. Besonders erschwert würde der Menschen-, Organ- und Drogenhandel, die gemeinsten Bedrohungen von Freiheit und Menschlichkeit. Der Handel mit Pretiosen und Kunstgegenständen würde vom Staat unter verschärfte Kontrolle gestellt; der Besitz derartiger Wertgegenstände wäre beim Gutachtenregister (Kontrollkörper) meldepflichtig.
Schwer getroffen würde auch die Wirtschaftskriminalität auf allen Ausübungsetagen.
Das Besteuerungssystem könnt drastisch vereinfacht werden, etwa durch Direktabzüge bei jeder Form des Einkommens sozial gestaffelt nach dem jeweiligen Gesamteinkommen. Zu betonen ist hier nochmals, daß die unumgängliche Absenkung der Lebenserwerbstätigkeitszeit für standardisierbare Arbeit ohne Bargeldabschaffung wegen des Ausweichens in Schwarzarbeit gar nicht durchführbar ist. Ich schätze selbst bei uns den Anteil der Schwarzarbeit genau genommen gegenüber der regulär versteuerten Arbeit auf beinahe die Hälfte ein: der Teufelskreis zwischen Steuerschraube und Ausweichen in Schwarzarbeit ist ohne Verallgemeinerung des Chipgeldes vermutlich nicht zu durchbrechen. Zwar stünden auch Tauschbörsen unter strikter Zollkontrolle; aber für die Geringverdiener würden, regional an die Umstände angepaßt verschieden, Steuerfreibeträge festgesetzt. Für den Durchschnittsbürger würde sich die Steuerlast mindestens halbieren; die Reichen hätten kaum langfristige Ausweichmöglichkeiten, denn auch im Ausland würde man sich einem erfolgreichen Chipgeldmodell nicht lange entziehen können. Die Spekulation auf die Anständigkeit der reichen Bürger und deren Patriotismus kommt spät, hört sich aus dem Munde von Sozialisten lächerlich an und paßt nicht in die gegenwärtige Landschaft, d. h. Zeitkonstellation.

Mephistoteles. Studierzimmer.
...Ich sag' dir: ein Kerl, der spekuliert,
Ist wie ein Tier, auf dürrer Heide
Von einem bösen Geist im Kreis geführt,
Und ringsumher liegt schöne grüne Weide.

Johann Wolfgang v. Goethe

Gegenüber den aufgezeigten Vorteilen können die vorgebrachten Bedenken nicht stechen; solche nähren sich natürlich überwiegend sich aus unserem eigenen Hang zur Kriminalität und Übervorteilung anderer. Die Einwände gegen den "gläsernen Menschen" und den "totalen Überwachungsstaat", wie er angeblich Folge einer Bargeldabschaffung sein müsse, sind überwiegend bloß Tünche und Selbstbetrug. Heute bereits werden wir gesetzlich verpflichtet, alle unsere Einkunftsarten zur Festlegung der Höhe unserer Krankenkassenbeiträge fremden, wenig hinsichtlich ihrer Verschwiegenheit kontrollierbaren Behördenpersonen zu melden; es ist offenkundig, daß dabei wiederum die anständigen und ehrlichen Bürger stärker belastet werden, während von den "Cleveren" viele Einkommens- und Vermögenswerte verschwiegen werden. Gar nicht abzusehen als Folge der Bargeldabschaffung und dessen Ersatz durch Chipgeld wäre das Ausmaß einer Rückkehr des Denkens und der Besinnung zur Ethik der GEGENSEITIGKEIT mit Ausstrahlungen der Vertrauensbildung über Landesgrenzen hinweg zu den internationalen Beziehungen auch der Staaten untereinander. Eine biotele Begutachtung aber sorgt dafür, daß auch andere wichtige Aspekte nicht vernachlässigt werden.

Den ideellen Anhängern des Sozialismus möchte ich noch ein kleines Geheimnis anvertrauen, es sozusagen ins Ohr flüstern: auch Genossenschafts- ja sogar Staatsbetriebe könnten unter biotelem Rechtsschutz konkurrenzfähig gegenüber der Privatwirtschaft werden. An die Stelle der Aufsichträte träte ja dann die regelmäßige bis dauernde biotele Begutachtung eines ordentlichen Wirtschaftsgebarens mit der Möglichkeit betriebübergreifender Produktionspalettenabsprachen zur Absicherung vernünftiger Produktionsziele und -bedingungen. (Aber bitte nicht weitersagen! Die Herrschaften vom Aufsichtsrat der bankrotten senatseigenen Bankgesellschaft Berlin können es ja hören und dann sich beleidigt fühlen!)

Die praktische Durchführung einer Chipgeldeinführung ist unter dem Stand der heutigen Technik denkbar einfach.
Jede irgendwie geschäftsfähige Person erhält einen Personalausweis, auf der sie auf einer Seite anhand eines Photos und eventuell zusätzlicher Merkmale insbesondere für polizeiliche Überprüfungen (etwa Fingerabdruck) erkennbar ist; Namens- und Adressenangaben wären auf die Rückseite der Karte verbannt oder besser sogar verschlüsselt. Der Personalausweis enthält einen aufladbaren Chip für Geldbeträge, die von einem Bankkonto abrufbar sind, daneben aber auch Versicherungs- und Gesundheitsdaten für Erste Hilfe und Krankenbehandlung, Eintrittsmarken für Vereine und moderne Türschlösser sowie Fahrscheinfunktionen, etc. Ein handliches Lesegerät dient als e-Börse und vermittelt Zahlungen von Karte zu Karte in gewisser Höhe auch ohne Televerbindung zu einem Netz. Ein Ausweis übernimmt hier die Funktion eines Geldscheines. Karte-zu-Karte-Zahlungen sind bei Verfügbarkeit eines einzigen Gerätes möglich. "Bettlerschecks" übertragen an den Hilfesuchenden lediglich ein Guthaben, das ihn nicht übermäßig begünstigt, während ein Überstand einem allgemeinen Hilfsfond gutgeschrieben wird. Eine Codenummer kennzeichnet den Grund jeder Zahlung. Sie gibt den Vertragsschließenden die Sicherheit hinsichtlich Vertragsrückritt und Gewährleistungsansprüchen, dem Finanzamt die Möglichkeit der Verfolgung seiner Ansprüche über Meldung aus dem Kontrollkörper heraus. Parallel zu den Geldströmen werden auch die Leistungs- und Warenströme stichprobenartig im Umfang der Aufwandfinanzierung aus Strafgebühren bei Gesetzesverstößen vom Zolldienst überprüft, aber auch Tauschbörsen. Bis zu einem die regionalen Verhältnissen gebührend berücksichtigenden Umfang sind Kleinumsätze steuerbefreit.  Die Schwachverdiener werden von der Steuer freigestellt und sind die größten Reformnutznießer. Die Prüfverfahren werden auf dem unabhängigen Gutachtenwege vom Kontrollkörper eingeleitet, der zur Durchführung zufallsmäßig Personen aus lokalen nicht parteipolitisch gebundenen Vereinen gegen Vergütung beruft. Diese Kontrollpersonen arbeiten jeweils mit regierungsabhängigem Zollfachpersonal bei Ermittlungen und Razzien zusammen. Das Vereinspersonal wird in einer späteren Organisationsstufe durch internationale Weltpolizeikräfte ersetzt.

Da sämtliche Daten eines Personalausweises im Kontrollkörper-Datenspeicher hinterlegt sind, kann bei Kartenverlust ohne Schwierigkeit ein Ersatzdokument erstellt werden. Wenn ein Unbefugter eine nach Verlustmeldung gesperrte Karte benützt, wird ein Warnsignal von jeder in Funktion gesetzten e-Börse oder einem Eingangsautomaten ausgelöst und bei der nächsten Netzverbindung eine Fahndungsmitteilung an die Polizei entsandt. Wie unvermeidbar wird es einen beständigen technischen Abwehrkampf gegen Fälschungen geben, dessen Aufwand sich, wie bisher beim Girokontenverkehr auch, an der Rentabilität ausrichtet. Jeder Bürger erhält einen von Zeit zu Zeit erneuerten Papier-Notgeldvorrat, der erst im Katastrophenfall gültig und damit später in gesetzliche Währung rücktauschbar wird.

Das grob erörterte Beispiel "Chipgeld statt Bargeld" muß erst eine Modellbegutachtung überstehen, ehe es zur Empfehlung taugen kann. Aufgezeigt aber werden soll an diesem Beispiel, wie bioteles Denken die Horizonte erweitert und bisher als unlösbar geltende Probleme einer Lösung näher bringen kann. BIOTELIE ist ein Denkblockadebrecher.

Der Widerstand der Cliquen gegen die Erschwerung ihres Unwesens ist natürlich gewiß und bereits anläßlich des Werbeprozesses für BIOTELIE spürbar.
Hans Apel hat die Schwächen und Unzulänglichkeiten unserer Demokratie als Insider recht deutlich aufgezeigt; das Ausmaß und den Einfluß der Bestechlichkeit finden wir nur dezent angedeutet (etwa in der Bemerkung, daß die Zahl der Lobyisten im Bundestag die der Abgeordneten überwiegt!).

>Warum denn aber bei unsern Sitzen
Bist du so selten gegenwärtig?<
Mag nicht für langer Weile schwitzen,
Der Mehrheit bin ich immer gewärtig.

Johann Wolfgang v. Goethe

Die Sozialisten (niemand wagt sie ja "Neo-Sozialisten" zu nennen und sie selbst halten dies ja nicht für notwendig, weil Sozialismus unverändert ja so gut sein soll und für sie ganz außer Zweifel steht!) sind bisher als Cliquenanwärter für den Machtwechsel natürlich nicht bereit, die Bedeutung von BIOTELIE für den Abbau der Macht der Wirtschaftsinteressen über Parlament und Regierung als Reformkraft anzuerkennen. Kommunisten und (radikale) Sozialisten wollten niemals Reformen, sie wollten die Revolution für ihre eigenen Interessen.
"Dialektik" und Verlogenheit sind gerade im "Informationszeitalter" ja Voraussetzung für die Übernahme und den Ausbau der Willkürherrschaft im Namen der "Beendigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen". Ich wiederhole die allen so lästige und unbequeme Eigenschaft: BIOTELIE ist ein Denkblockadebrecher; wie schön und angenehm (und nicht allein der Ära Kohl anzulasten) ist doch dagegen die Politik des Probleme-Aussitzens.

Andererseits ließ sich weder die Produktion der Atombombe aufhalten, noch wird sich die generalisierte Einführung des Chipgeldes stoppen lassen, wenn gewisse Regierungsorgane sich davon einen Machtzuwachs versprechen können, was beim Chipgeld zu erwarten steht. Wird dieser Machtzuwachs erheblich, so werden auch die anderen Regierungen entsprechend umdenken und umrüsten müssen.

Es ist aber von zentraler Wichtigkeit zu erkennen, daß die gleiche Informationstechnik, welche das Chipgeld möglich macht, auch die biotele Kontrolle, nämlich eine solche auf Gemeinwohlverträglichkeit, ermöglicht, ohne welche die moderne Technik (mit oder ohne Bargeld) die Menschlichkeit, ja die Menschheit aushebelt und vernichtet.

Wenn die Demokratie die beste Staatsform werden soll, so müssen wir sie zu einem Bollwerk der Rechtsstaatlichkeit machen; dabei gilt kein Ausruhen, kein unangebrachter Stolz auf gewisse Überlegenheiten gegenüber anderen, schon gar nicht wenn dies militärische und nicht moralisch-geistige sind.

 

 

Ode an die Finanzverwaltung (1999)

             Die Drachenzähne, sie sind ausgesät —
                                                   
      Zu spät,
                       der Boden wird schon rissig,
die Erde hat so ein Rumoren,
                            
 
im Gedärme
                                                            
      so ein Grimmen,
        es wankt das Fundament,
                                                      
    der Staat,
der stehen sollte,
kriecht 
                     und siecht:  

       Woher die schwüle Wärme?
und wie es seltsam riecht!
                                                 

                                              Und bissig
                                             im Spott,
                            
      gleichgültig sitzt der Bürokrat,
           der keine Einsicht kennt,
in seinen Amtsgemächern;
er läßt sich´s wohl sein,  
                                                             
                              hat er doch ausgesorgt,
       wird hochgefahren auf der Leiter,
                                                 ein Rädchen
in einem Uhrwerk,
           ein Zwerg
und doch so unangreifbar überlegen:
               es gibt im Staate noch die Stätchen,
         und ist der Wohlstand auch geborgt.                   

Dem schwachen
              Bürger,
der da schuftet, schwitzt,
                                       halbtot,  
                                   die  Zeit nicht findet
für den Schacher,
dem bleibt da nichts zu lachen,
im Griff der Würger
                kommt er ja  nicht weiter,
                                               
     er kann nicht gewinnen.            

         

           Der Außenhandel blüht,
bezahlt mit eig´ ner Steuer,
                    das Geld, das Kapital
                       verdient
        an dieser Oper
"Flucht nach Europa":
      der Euro, er wird teuer,
                      der Kleine sieht
         
es und hat doch keine Wahl;
                                       sein
sauer Erspartes zerrinnt
                              ihm in der Hand,      
                                                    
    die letzten Deutschen allein,
 die bleiben ohne Geld und Vaterland:
                       Das Grundgesetz in die Vitrine,
      dem Schewardnadze eine Panzerlimousine!  

    Das Recht, es kommt ganz krumm daher,
                 es ist gebeugt schon lange ;  
                                  
                       
wer
es noch sucht,
          der forsche besser im Kleingedruckten
   
unter Krucht
und reih´ sich folgsam in die Schlange
                                              der Geduckten.           

           Sie haben euch so weit gebracht:
                 ihr fühlt
            nicht mehr, ihr rechnet nur,
      und der Computer,
  surrend abgekühlt,
   
                    und unbeirrt auf seiner Trasse,
              (was tut er?)           
           Er denkt
                 
            
  in einer Tour
   für euch, lenkt
euer Leben
                                      Tag und Nacht —
                    
Vernunft und Logik an der Kasse
abzugeben!  

Die Erde bebt,
           bewegt
      —  sich bäumend
ein letztes Mal —
                                       die Szenerie.  
      
                                          
      In das Geräusch der Kaffetasse,
in das  Geklüngel,
                                       in kleinlichem Gezank
die Pflicht versäumend-
                                er Beamten 
mischt sich Geklirr
 und namenloses Schreien
vor Qual!                                                

Sieh´!
                   der Feuerdrache
           wälzt dort sich durch die Straße,
              Gezüngel
                 ohn´ Verzeihen!    

da hilft nicht mehr die Wache,
der Löschzug !
Und  ich erkenn´ ihn wohl jetzt,
                                                      den Gestank
                     von frisch verbranntem
Fleisch;
        genug,
             ich weiß,
daß ich vergeblich harre !

Denn solche Glut
   zu stillen,
braucht ´s eine Eis-
                          zeit:, die sie dämpft.  
                       Die Starre,
                      die mich verletzt´,
    
                           
die ich bekämpft´     
  mit Willen,
                mit Mut
                    bekriegt,
                                      zuletzt
         hat sie gesiegt.
 
 

*)  Muß ich eingestehen, daß ich die Destabilisierung des Euro zunächst von Seiten solcher Beitrittsländer wie etwa Italien erwartet hatte. Stand dies doch weithin unter Einfluß oft korrupter kommunistischer Politiker und wies eine hohe Inflationsrate auf. Aber mit Berlusconi regiert dort gerade ein "Konservativer"; und so war es eben Sache der Franzosen unter Jacque Chirac und der Deutschen unter Gerhard Schröder als Sozialisten den anderen diesen Inflationskurs aufzunötigen. Dies hätte Gerhard Schröder unter einem Wirtschaftsminister Oskar Lafontaine noch schneller haben können